Irgendwie zieht mich das Stubaital zum Wochenende des Stubai Ultratrail immer magisch an. Nachdem ich bereits im letzten Jahr beim Stubai Vertical und beim Stubai K20 mitgemacht habe, habe ich dieses mal noch ein paar Kilometer draufgelegt und bin den Stubai K32 gelaufen. Ein Wochenende mit Freunden beim Stubai Ultratrail ist wirklich ein großartiges Erlebnis. Und es sollte nicht das Einzige bleiben. Ich durfte inzwischen zwei Mal als Fotograf und zwei Mal als Läufer mit dabei sein und genieße die Erfahrung jedes Mal!  Wie immer bei meinen Besuchen im Stubaital in Tirol, versuche ich so viel mitzunehmen, wie nur möglich. Dieses Mal habe ich mein Trailrun-Wochenende mit dem Sammeln von den Seven Summits Stubai und den Stubaier Bergseen verknüpft.

Kleine aber feine Tour auf den Elfer

„Ob das wohl Erholung für die Beine ist, wahrscheinlich nicht“, denke ich mir während ich den steilen Weg zur Elferhütte angehe, den in ein paar Stunden die Läufer des Stubai Vertical laufen werden. Den Vertical lasse ich dieses Jahr aus, werde gemeinsam mit Freunden in zwei Tagen dann aber bei der Distanz Stubai K32 antreten. Obwohl ich mir vorgenommen habe zwei Tage vor dem Rennen keinen Sport mehr zu machen ist der Elfer im Sonnenschein, einfach zu verlockend und ich kann meine Beine nicht still halten. Immerhin verhelfen mir die Elferbahnen, die ich mit meiner Stubai Super Card kostenlos nutzen kann, zu etwas Schonung. Von der Bergstation geht es zügig hoch bis zur Elferhütte, wo auch schon der Zielbogen für das Vertical-Rennen aufgebaut ist. Erinnerungen vom Zieleinlauf im letzten Jahr mit Panoramablick und Apfelstrudel im Anschluss, überkommen mich.

Dieses Mal geht es für mich weiter zum Wanderweg, der zuerst über einen breiten Grat verläuft und sich dann durch eine grandiose Berglandschaft mit vielen kleinen Türmen und Felswänden schlängelt. Bis zum Elfersattel passiere ich bereits so viele Felsnadeln, dass ich zunächst gar nicht sicher bin, ob der Gipfel des Seven Summits im Stubai nicht schon dabei war. Als ich dann aber das Gipfelkreuz des Elfers, genauer des Nördlichen Elferturms, nach dem letzten Anstieg durch einen schmalen Kamin mit Trittstufen und einem Drahtseil erreiche, bin ich sicher am Ziel angelangt zu sein.

Nach kurzer Rast mit grandioser Aussicht auf die Stubaier Alpen und Paragleiter ist es für mich auch schon wieder Zeit nach unten zu gehen. Denn ich will noch rechtzeitig den Start des Stubai Verticals in Neustift erreichen. Unten im Ort ist auch tatsächlich schon einiges los, der Moderator schürt die Spannung, die Läufer wärmen sich auf und viele Zuschauer sind bereit zum Anfeuern. Der Startschuss fällt und mit Jubel werden die Läufer auf die über 1.000 Höhenmeter Anstieg hinauf geschickt. Unglaublich, dass die Ersten die Elferhütte, die ich vom Dorfplatz weit über uns thronen sehe, in etwa 42 Minuten erreichen.

Regentag zur Erholung vor dem Raceday

Tags drauf erwartet mich ein Regentag im Stubaital. Glücklicherweise darf ich den in einer schönen Ferienwohnung der Oskar Apartments, die praktischerweise nur 5 Minuten vom Ortszentrum Neustifts und damit dem Startpunkt der 32er-Distanz entfernt liegt, verbringen. Perfekt um in der modern eingerichteten, gemütlichen Wohnung zu entspannen, die Beine hochzulegen und ein bisschen zu arbeiten.  Am Abend trifft der Rest der Crew ein, Jana, Carina, Ueli und Freddy. Gemeinsam gehen wir noch in Neustift italienisch essen, denn Carbo-loading muss sein!

Flacher“ Start beim Stubai Ultratrail K32

Der Tag des Rennens vom Stubai Ultratrail K32 ist gekommen und obwohl ich meinen Trailrunning-Rucksack mit der Pflichtausrüstung breits am Vortag gepackt habe, wird es morgens wieder etwas hektisch. So geht es schon im Dauerlauf als Warm-Up zum Startbereich. Um Punkt 9.00 Uhr endet der Countdown und mit dem Song „Highway to hell“ werden die knapp 300 Starter an der Kirche vorbei auf die Trails entlassen.

„Die ersten 9km sind relativ flach“, meinte Ueli noch vor dem Start, aber das Wort „flach“ würde für die Beschreibung der Route hier schon stark strapaziert werden. Am Anfang laufe ich noch ein Stück mit Ueli mit, lasse ihn aber schon bald ziehen. Ich bin kein besonders schneller Läufer im Flachen und will hier nicht mein Pulver komplett verschießen. Zudem ist die Luftfeuchtigkeit heute so hoch, dass mein T-Shirt und meine Hose schon vor der ersten Verpflegungsstation (VP) durchgenässt sind.

Über Almen und den WildeWasserWeg zur Nahrungsaufnahme

Kurz nach der ersten Labestation beginnt der erste größere Anstieg hinauf zur Bacherwandalm. Auf idyllischen, schmalen Wanderwegen, geht es durch den neblig, mystischen Wald zur Alm und dann auf einer gut laufbaren Traverse hinüber zur Falbesoner Nockalm, wo sich die zweite VP befindet. Ab dort führt die Strecke an meinem Lauftag über nasse Wurzeln wieder hinunter ins Tal. Ich riskiere nichts, nehme auch keine Überholungsangebote meiner Mitläufer an und komme auf den beliebten WildeWasserWeg. Unter dem tosenden Grawa-Wasserfall vorbei und über Wiesen mit grasenden Kühen am Flussufer geht es langsam aber sicher in Richtung Mutterbergalm, der Talstation der 3S Eisgratbahn des Stubaier Gletschers.

Viele Leute, die an der VP zum Anfeuern stehen, kommen in Sicht und ich freue mich, dass der „flache“ Teil nun geschafft ist. Auch wenn ich von den bisherigen 22 Kilometern schon etwas angezählt bin, bin ich zuversichtlich, dass der letzte Teil sich noch gut ausgehen wird. Denn nun wird es durchgehend so steil, dass man nicht mehr laufen muss. Das bedeutet eine andere Belastung und eine Fortbewegungsart die mir mehr liegt: Immer aufwärts! In der dritten VP nehme ich mir das erste Mal etwas mehr Zeit zum Essen und Trinken. Dennoch nehme ich mir zwei Stück Kuchen auf die Strecke mit und versuche sie im Gehen zu essen, gar nicht so einfach, aber notwendig. Auch wenn man keinen Hunger verspürt sollte man dem Körper Brennstoff geben, damit kein Leistungsabfall einsetzt.

Unterstützung heimischer Läufer und Motivation vom Wegesrand

Als meine Hände wieder frei sind, kann ich meine Carbon-Stöcke erneut zum Anschieben zur Hilfe nehmen und mich voll dem Vorwärtskommen über enge Serpentinen rein in die Wolkendecke widmen. Unterwegs hänge ich mich an den einheimischen Günter dran und wir überholen immer wieder andere Läufer, aber ich bin mir nicht ganz sicher ob ich das Tempo bis zum Ende durchhalten kann.

Kurz vor der Dresdner Hütte taucht mein Mitbewohner Chris aus dem Nebel auf, er fotografiert für das Event. Während er einige Bilder von mir macht, ruft er mir zu „Ueli ist nur eine Minute vor dir, auf gehts, den holst du dir noch!“. Später erfahre ich, dass er Ueli eine Minute vorher zugerufen hat: „Lass dich nicht vom Thomas einkassieren, auf gehts!“ Sehr gut, individuelle Motivation für alle! Dass ich anscheinend schon ein gutes Stück am Anstieg aufgeholt habe, ermutigt mich wirklich nochmal alles zu geben. Ich beschließe an der VP 4 Dresdner Hütte nicht zu stoppen. Im Vorbeilaufen schnappe ich mir eine Wassermelone für eine kurze Zuckerzufuhr (auf das Ringen mit dem Marmorkuchen lasse ich mich nicht ein zweites Mal ein) und weiter geht es.

Wiedervereinigung mit Freunden und am Limit ins Ziel

Einige hundert Meter später sehe ich Ueli und hole ihn kurioserweise wieder exakt an der selben Stelle ein wie im Jahr zuvor beim Stubai K20. Ein Stückchen laufen wir zusammen, dann versuche ich nochmal eine kleine Schippe draufzulegen. Dabei kann ich mit guter Trittsicherheit an Stellen, die etwas felsiger und technischer sind, ein paar Teilnehmer überholen gegen die ich in der Ebene keine Chance habe. Wenig später kann ich aus der Ferne die Musik und die Stimme des Moderators im Zielbereich hören. Aber meine Uhr sagt, dass es noch 300 Höhenmeter sind, auch wenn man immer anfängt zu hoffen die Uhr liege falsch.

Jetzt geht es ans Eingemachte, nicht einbrechen. Ich merke, dass ich nicht mehr komplette 100% geben kann, das Atmen wird flacher. Aber 90% gehen noch und das ist gut, wenn es ins Ziel reicht. Konzentriert bleiben und auf die Trittwahl achten. Man kann die Ansagen des Moderators jetzt schon verstehen und die Bergstation Eisgrat taucht aus dem Nebel auf. Von hinten versucht ein Läufer an mir vorbeizukommen und ich erhöhe das Tempo nochmal, auch wenn ich eigentlich schon am Limit bin. Ab auf die Zielgerade, der Torbogen kommt in Sicht und ich laufe schwer keuchend über die Ziellinie. Alles gegeben und mit einer Zeit von 5:01:09 belohnt worden, ich bin fertig, glücklich und zufrieden!

Zufrieden und glücklich ins Ziel und zum Entspannen in die Unterkunft

Es dauert ein paar Minuten bis ich meine Atmung wieder so weit im Griff habe, dass ich Jana und Freddy begrüßen und ihnen zu ihrem K20 Finish gratulieren kann. Mein Zielfoto habe ich noch nicht gesehen, aber es sieht sicher grausam aus, weil auch meine Gesichtsmuskeln schlapp gemacht haben! Kurze Zeit später laufen auch Ueli und Carina – von mir mit Actioncam begleitet – über die Ziellinie. Alle sind sehr zufrieden mit ihrer Zeit! Der Lauf war für uns wieder ein tolles, herausforderndes Erlebnis. Jetzt krönen wir dieses mit Kaiserschmarrn, alkoholfreiem Weißbier und allen anderen Snacks die sich so finden.

Mit der Eisgratbahn geht es flott runter ins Tal und mit dem Bus zurück nach Neustift ins Oskar Stubai, um uns frisch zu machen. Natürlich darf am Abend eine große Mahlzeit im Ortszentrum nicht fehlen, wo wir von der Terrasse beobachten wir die letzten Sonnenstrahlen Elfer und Serles immer mehr orange färben. Ueli warnt den Kellner gleich vor, dass er während der ersten Pizza dann gerne eine zweite Pizza bestellen würde. Das haben wir uns aber sicher auch verdient!

Shake-out Hike zum Schlicker See

Erstmal ausschlafen! Aber die Beine fühlen sich relativ gut an und so machen wir uns nach einem ausgedehnten Frühstück auf den Weg, um noch eine kleine Tour zu machen. Das Stubaital hat eine ganze Reihe von traumhaften Bergseen, von denen wir uns den Schlicker See ausgesucht haben. Mit der Kreuzjochbahn im Wanderzentrum Schlick 2000 geht es von Fulpmes hinauf auf über 2.000 Meter. Mit leichten Trailrunning-Rucksäcken starten wir gemütlich den Wanderweg in Richtung Niederer Burgstall. Zunächst sind wir noch im Nebel, doch nach und nach lichtet er sich und wir können hier und da Ausblicke auf die beeindruckenden Türme der Kalkkögel erhaschen. Im Joch hinter dem Niederen Burgstall beginnen wir eine aussichtsreiche Traverse hinüber zum Schlicker Schartl. Nach etwas bergab erspähen wir den kleinen Schlicker See.

Mit der aus Dolomitgestein geformten Schlicker Seespitze im Hintergrund kommt hier direkt Südtirol-Feeling auf. Angekommen am Ufer ziehen wir unsere Schuhe aus und tauchen die geschundenen Beine – nicht ohne langgezogenen Seufzer – in das eiskalte Wasser. Was gibt es besseres für die Regeneration als ein eisiges Kneipbad in einem Bergsee.

Im Stubai tut sich so einiges

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