Seit mehr als drei Jahrzehnten wurde die Berglaufveranstaltung des Schlickeralmlaufs mit Blick auf die beeindruckende Kulisse der Kalkkögel erfolgreich durchgeführt. Als Weiterentwicklung veranstaltet der Sportverein Telfes am 28. September 2024 stattdessen erstmals einen Trailrun, den Kalkkögeltrail, der in die sogenannten Dolomiten Nordtirols führt. Beim Kalkkögeltrail Stubai stehen eine 42 Kilometer lange Marathon-Distanz und eine 18 Kilometer lange Strecke, die Trailrunning-Einsteiger*innen erste Wettkampf-Erfahrungen sammeln lässt, zur Wahl. Beide Strecken sind als Rundkurs mit Start und Ziel im Ortskern von Telfes angelegt. Anmeldungen, sowie das detaillierte Programm findet man unter www.kalkkoegeltrail.at
Als nördlichster Ausläufer von Dolomitgestein ragen die Kalkkögel markant zwischen Stubaital und Inntal in die Höhe. Die Spitzen selbst eignen sich aufgrund ihrer Schroffheit und Steilheit nur bedingt zum Trailrunning, sind bei Kletter- oder Klettersteig-Fans aber äußerst beliebt. So wie auch die umliegende Landschaft, die von Wanderer*innen und vermehrt auch von Trailrunner*innen erkundet wird. Besonders auf der Seite des Stubaitals werden eine Vielzahl an Wegen in beeindruckender Kulisse geboten, die sich ideal zum Berglaufen und Trailrunning eignen. Das haben die Erfinder des Schlickeralmlaufs schon vor mehr als dreißig Jahren gesehen und im Jahr 2023 sind dann sogar einige Streckenabschnitte Teil der Berglauf und Trailrunning Weltmeisterschaft Innsbruck-Stubai gewesen. Anlässe genug, um dem imposanten Gebirgszug endlich eine eigene Veranstaltung zu widmen und so gibt es ab diesem Jahr mit dem Kalkkögeltrail einen Trailrunning Event bei dem Läufer*innen sich auf zwei Strecken messen können. Wir sind ebenfalls mit dabei und haben uns die 42 Kilometer lange Marathon-Distanz mit 3030 Höhenmetern schon mal angeschaut.
Der Start und das Ziel lag für uns, so wie dann beim Lauf auch, im kleinen Ort Telfes am Anfang des Stubaitales. Nach einer Runde durch den Dorfkern, erreichten wir schnell offene Felder und die Steigung begann. Es dauerte nicht lange bis es an diesem Juli-Tag in der Hitze des Hochsommers schweißtreibend wurde. Angesichts dieses Umstands waren wir sehr froh, dass der Termin für den Kalkkögeltrail am 28. September in den Herbst gelegt worden ist und wir dann beim Wettkampf mit erträglicheren Temperaturen zu tun haben. Etwas weiter der Strecke entlang erreichten wir dann zum Glück aber bald die schützenden Wälder, die uns bis in die Schlick begleiteten. Der Schlicker Bach, an dem wir uns auf den wunderschönen Singletrails des sogenannten Buttermilchsteigs nach oben voran arbeiteten, brachte noch etwas zusätzliche Kühlung. Bei jeder Gelegenheit füllten wir unsere Trinkflaschen nach und kühlten uns mit dem eiskalten Wasser des Gebirgsbachs ab. Als sich der Wald dann etwas lichtete, erkannten wir den wunderschönen Panoramasee der Schlick 2000 vor uns. Zurecht dreht der Kalkkögeltrail eine Extra-Runde um den See. Es wäre zwar extrem verlockend gewesen hineinzuspringen, aber wir widerstanden der Versuchung, weil wir wussten, dass noch einige Kilometer vor uns lagen.
Wir liefen vorbei an der Schlickeralm, in den bekannten Kessel, der rechts von den Kalkkögeln, links vom Kreuzjoch-Massiv und stirnseitig von den Gipfeln des Niederen und des Hohen Burgstall eingegrenzt wird. Das Kreuzjoch, wo die Bergstation der gleichnamigen Bahn des Wanderzentrums Schlick 2000 liegt, war auch unser nächstes Etappenziel. Von hier traversierten wir auf wunderschön flowigen Trails mit leichtem Auf und Ab hoch über dem Stubaital in Richtung Niederen Burgstall. Dort kann man die perfekten Trails richtig genießen und bekommt die ersten Ausblicke auf die Gletscherlandschaft des Stubaier Gletschers am Ende des Tals. Wir dachten, dass wir hier erstmal nicht mehr so viele Höhenmeter machen müssen, aber mit vielen kleinen Gegenanstiegen kam dann doch noch so einiges zusammen und so waren wir froh als die Starkenburger Hütte in Sicht kam. Beim Kalkkögeltrail wird es hier zwar „nur“ eine Verpflegungsstation geben, für uns war es an diesem Tag aber Zeit ein genüssliches Mittagessen einzulegen - ein deutlicher Vorteil wenn man sich auf einem Trailcheck und nicht beim eigentlichen Wettkampf befindet. Während des Mittagessens genossen wir die Aussicht auf die Stubaier Bergwelt - von der Starkenburger Hütte kann man tatsächlich alle Gipfel der Seven Summits Stubai sehen.
Dabei sahen wir nicht nur die Seven Summits Stubai, sondern auch schon den Anstieg, den wir nach dem Mittagessen meistern mussten und dem wir uns nicht gerade entgegensehnten. Nach einer kurzen Eingehphase gewöhnten sich die Beine wieder ans Laufen und das Gefühl wurde schnell besser. Nach der nächsten Kuppe begann unterhalb des Hohen Burgstalls einer der schönsten Abschnitte des Kalkkögeltrails. Auf perfekt laufbaren Trails ging es unter schroffen Felswänden auf die dolomitenartige Schlicker Seespitze zu, dem höchsten Berg des Kalkkögel-Massivs. Wir machten bei der Hitze einen kurzen Bade-Abstecher zum traumhaften Schlicker See. Ein weiterer Luxus, der uns beim eigentlichen Lauf nicht vergönnt sein wird. Danach ging es über die Schlicker Scharte hinein in den ersten längeren Downhill-Abschnitt, zurück in den Schlicker Talkessel. Etwas Geschick braucht man schon, wenn man hier die moderat technischen Trails mit schnellem Tempo abwärts laufen will. Zurück am Panoramasee haben wir mehr als die Hälfte der Strecke inspiziert und für uns ging's dann vorerst wieder zurück ins Tal zum Hotel. Die restlichen 20 Kilometer nahmen wir uns für den nächsten Tag vor und beschlossen dann dort zu starten wo wir aufgehört haben.
An Tag zwei unseres Trailchecks starteten wir also am Schlickerboden, dort wo beim Rennen dann die Verpflegungsstation eins und drei sein werden. Zu Beginn ging es es auf den Gloatsteig, der sich an den Osthängen der Kalkkögel auf schmalen Pfaden mit großartigem Serles-Blick entlangschlängelt. Als wir der Nockspitze näher kamen, bog der Trail in ein steiles Kar hinauf zum Halsl ab, das uns mit seiner Steilheit und einem warmen Latschengürtel noch mal den Schweiß aus den Poren trieb. Vom Halsl aus ging es nicht weniger steil, aber mit einer Brise Wind zur Abkühlung, am wenig ausgeprägten Grat hinauf. Bald erreichten wir den Gipfel der Nockspitze (auch Saile genannt) mit Ausblick auf Innsbruck und über das Inntal. Es gibt nicht sehr viele Trailruns bei denen die Route über einen richtigen Gipfel führt - da sticht der Kalkkögeltrail mit drei Gipfeln schon heraus, was für mich als Gipfelsammler schon ein deutliches Plus bedeutet.
Von hier ging es nun über steile Grashänge hinab ins Sailennieder. Nach einer Traverse haben sich die Routenplaner nochmal etwas besonders fieses für die Teilnehmer des Kalkkögeltrails ausgedacht, was ich aber gut fand. Statt direkt runter ins Tal, muss man im Anstieg hoch über die Südhänge auf das Nederjoch (!). Auf diesen kleinen Trampelpfaden in den extrem steilen Grashängen werden die Wadeln nochmal richtig zu brennen bringen. Vom Gipfel des Nederjochs ging es dann auf einem sehr lohnenden Grattrail hinüber zum Jochkreuz und dann auf einem langen Flowtrail unter den beiden Gipfeln zurück in Richtung Pfarrachalm. Uns war inzwischen das Wasser ausgegangen und so waren wir sehr erleichtert als wir ausgetrocknet an der Alm ankamen und das Plätschern eines Brunnens an unsere Ohren drang. Ausreichend erfrischt ging es dann über die steilen Waldwege des Hirtensteigs wieder zurück ins Tal. Hier wird sich im Rennen sicher nochmal einiges tun, wenn die Downhill-Profis auf den wurzeligen Waldwegen ihre Stärke ausspielen. Während wir über die Telfer Wiesen liefen, kam der Zielort Telfes in Sicht.
Fazit: Wenn man nach Bewältigung dieser Route in Telfes durch den Zieltorbogen einläuft, hat man wirklich etwas geschafft auf das man stolz sein kann, egal in welcher Zeit. Mit technischen Up- und Downhills, wunderbaren Traversen, tollen Aussichten auf die Bergwelt der Kalkkögel und drei Gipfelkreuzen, hat der Kalkkögeltrail wirklich einiges zu bieten und ich freue mich schon sehr hier Ende September beim ersten Kalkkögeltrail an den Start zu gehen!