Aus Tirol stammt ja bekanntlich schon ein „Mann aus dem Eis“. Aus dem Stubaital kommt jetzt noch ein „Mann IM Eis“ dazu. Im Eiswasser, um genau zu sein. Gerald Daringer aus Telfes ist professioneller Eisschwimmer aus dem Stubaital. Per Definition ist „Eisschwimmen“ das Schwimmen in gewöhnlicher Badebekleidung mit Schwimmhose, Badehaube und Schwimmbrille. Allerdings in einem Gewässer, das nicht mehr als 5°C haben darf.
Wo es unsereins nicht einmal mit dem kleinen Zeh länger als zehn Sekunden aushält, ist Gerald am Achensee 42 Minuten lang und knapp 2,2 Kilometer weit geschwommen. In Österreich hat er damit über 150 Meter mehr, als irgendjemand anderes bisher geschafft und gleichzeitig auch eine sogenannte Extreme Ice Mile (2,1 km) geknackt. Das macht den Gymnasiallehrer zum österreichischen Rekordhalter im Eisschwimmen.
Wahnsinn und recht herzliche Gratulation!
Aber was bringt jemanden dazu, einen so doch recht ungewöhnlichen Rekordversuch zu wagen und wie schafft man das?
Wir haben nachgefragt.
„Schwimmen war schon immer eine große Leidenschaft von mir. Egal ob als Kind, später im Sportstudium oder dann als Schwimmtrainer für Kids und Erwachsene im Freizeitcenter StuBay in Telfes“, erzählt Daringer, der als „normaler“ Wettkampf-Schwimmer selbst schon etliche Medaillen bei Tiroler und Österreichischen Meisterschaften in verschiedenen Disziplinen abgesahnt hat. „Durch anhaltende Probleme mit meinen Knien und auf der Suche nach einer alternativen Heilmethode zu einem operativen Eingriff, bin ich dann auf kaltes Wasser gekommen. Ich habe einfach gemerkt, dass die Kälte meinen Kniegelenken guttut und einen längerfristigen Effekt erzielt“, erklärt der Sport- und Mathematiklehrer.
Lange Winter mit kalten Gewässern, also naturgegebene Möglichkeiten direkt vor der Haustür, haben den leidenschaftlichen Schwimmer schließlich auf eine Idee gebracht: Er könnte sich doch einfach in den Bächen und Bergseen seiner Heimat Stubai therapieren. „Anfangs bin ich direkt von zu Hause aus aufgebrochen und habe die Möglichkeiten fürs Eisschwimmen in meiner wunderschönen Wahlheimat Stubai genutzt“, schwärmt der gebürtige Oberösterreicher und fährt fort: „Ich bin durch Schnee zu den Ufern der Ruetz gewatet und habe mich darin einige Minuten aufgehalten. Sogar im Ruetz Katarakt am WildeWasserWeg bin ich schon gesessen. Im Frühjahr, Sommer, wenn es dann im Tal wärmer geworden ist, bin ich zu höher gelegenen, kühleren Gewässern gegangen. Da bin ich bei uns in den Stubaier Alpen in wahrhaft malerisch gelegenen Bergseen, wie dem Mutterberger See, dem Grünausee oder dem Sulzenauer See „Kraulen“ gewesen. Teilweise zwischen Eisschollen.“
Angetrieben von seiner neuen Leidenschaft, hat sich die anfängliche Form einer Therapie stetig weiterentwickelt und er sich im Eisschwimmen verbessert. Gerald hat Atemtechniken trainiert und Akklimatisierungseinheiten eingelegt – auch Badewannen voller Eiswürfel waren da mit dabei – sodass er es dann immer länger in kaltem Wasser ausgehalten hat. „Durch Recherchen und meine Trainings bin ich immer mehr in die Welt der Eisschwimmer eingetaucht. Ich habe Gleichgesinnte gefunden, die mich zu mehr angespornt haben“, so der Extremsportler Daringer. Besonders Josef Köberl, Präsident des österreichischen Eisschwimmverbandes und Eis-Weltrekordler aus der Steiermark, war eine große Unterstützung und ein Mentor am Weg zum Ice Mile Rekord. „Nach kurzer Zeit schon hat er mich zum Eisschwimmen im Natur Eis Palast am Hintertuxer Gletscher animiert. Da ist eine ca. 100 Meter lange, mit Wasser vollgelaufene „Gletscherspalte“, also quasi ein Natureisbecken. Josef ist da auch schon oft durchgeschwommen und hat mir gesagt, dass ich das auch locker schaffe“, schildert der Schwimmer den Moment, in dem der Entschluss eine Eismeile zu schwimmen gefasst wurde.
Ab da sind die Trainingseinheiten am Achensee immer häufiger und rekordverdächtiger geworden. Am 9. Februar 2021 ist Gerald bei extrem widrigen Bedingungen eine Seequerung gelungen, die dann vom Verband der internationalen Ice Swimming Association (IISA) sogar als offizielle Eismeile anerkannt und bestätigt wurde. „Als ich bei -2,5 °C Außen- und 3,2 °C Wassertemperatur meine erste Eismeile geschwommen bin, hat mich das schon voll motiviert für meinen Extrem Ice Mile Rekord“, so der in Telfes wohnende Wettkampfsportler.
Knapp zwei Monate später. Am Sonntag, den 11. April 2021 war Gerald dann schließlich am Ziel seiner Träume. Als er – unter Einhaltung der strengen Sicherheitsauflagen der IISA – mit exakt 2.160 Metern im Eiswasser den österreichischen Rekord im Eisschwimmen aufgestellt hat, war er überwältigt. „Ich bin an meine körperlichen Grenzen gegangen, daher umso erfreuter, dass ich mein Ziel bei schwierigen Bedingungen erreicht habe und vorerst einmal keine extrem langen Eismeilen mehr schwimmen muss“, gibt er rückblickend lächelnd zu, denkt aber wahrscheinlich schon wieder an ein neues Ziel.
Wichtig ist Gerald noch zu erwähnen, dass Eisschwimmen generell nicht ungefährlich ist und so ein Rekordversuch im Speziellem ohne eine lange, penible Vorbereitung und der Unterstützung der Familie sowie eines hoch professionellen Betreuerteams und seinen Sponsoren sicher nicht möglich gewesen wäre.
Wir können ihm da nur beipflichten und gratulieren Gerald noch einmal recht herzlich zum gelungenen Rekord! Zudem freuen wir uns, dass er sein Vorhaben gesund überstanden hat und wünschen, dass ihm das Schwimmen in (zumindest) kaltem Wasser noch ganz lange guttut.
P.S.: Bitte nicht wundern, wenn ihr bei Wanderungen zu unseren Stubaier Bergseen mal einem, mit knappen Speedos bekleideten, Bartträger beim Schwimmen über den Weg läuft. Es ist nur Gerald, der Eiswassermann aus dem Stubaital. 😉
Fotos: Gerald Daringer
Wie gesund ist Eisschwimmen / Eisbaden?
Eisschwimmen kann verschiedene gesundheitliche Vorteile bieten, darunter die Stärkung des Immunsystems, die Verbesserung der Durchblutung, die Steigerung der Stoffwechselrate und die Förderung des allgemeinen Wohlbefindens. Es kann auch dazu beitragen, Stress abzubauen und die geistige Gesundheit zu verbessern. Es ist jedoch wichtig, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und medizinischen Rat einzuholen, insbesondere für Personen mit Herzproblemen oder anderen Gesundheitszuständen.
Was ist der Unterschied zwischen Eisbaden und Eisschwimmen?
Eisbaden und Eisschwimmen werden oft synonym verwendet, beziehen sich jedoch auf ähnliche, aber unterschiedliche Aktivitäten. Beim Eisbaden taucht man normalerweise kurzzeitig in sehr kaltes Wasser ein, während beim Eisschwimmen längere Schwimmstrecken in kaltem Wasser zurückgelegt werden.
Ist Eisbaden gefährlich?
Eisbaden kann potenziell gefährlich sein, insbesondere wenn es unsachgemäß durchgeführt wird oder wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen, wie Herzprobleme, Atembeschwerden oder niedriger Blutdruck. Es ist wichtig, sich vor dem Eisbaden angemessen vorzubereiten, die Risiken abzuwägen und gegebenenfalls medizinischen Rat einzuholen.
Wie lange sollten Anfänger Eisbaden?
Anfänger sollten mit kurzen Eintauchzeiten beginnen, normalerweise nicht länger als 1-2 Minuten, und ihre Körpertemperatur und Reaktionen sorgfältig überwachen. Die Eintauchzeit kann dann allmählich erhöht werden, je nach individueller Toleranz und körperlicher Verfassung.
Wie lange sollte man für die Regeneration Eisbaden?
Die Regenerationszeit nach dem Eisbaden kann je nach individueller Toleranz und körperlicher Verfassung variieren. Einige Menschen finden bereits kurze Eisbäder von wenigen Minuten ausreichend für eine effektive Regeneration, während andere längere Eintauchzeiten bevorzugen. Es ist wichtig, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten und die Regenerationszeit entsprechend anzupassen.
Für wen ist Eisbaden gefährlich?
Eisbaden kann für Personen mit bestimmten Gesundheitszuständen gefährlich sein, darunter Menschen mit Herzproblemen, Atembeschwerden, niedrigem Blutdruck oder anderen gesundheitlichen Einschränkungen. Schwangere Frauen und Kinder sollten ebenfalls Vorsicht walten lassen und gegebenenfalls ärztlichen Rat einholen, bevor sie Eisbaden praktizieren.
Wie oft sollte man in der Woche Eisbaden?
Die Häufigkeit des Eisbadens kann individuell variieren und hängt von verschiedenen Faktoren wie körperlicher Verfassung, Gesundheitszustand und persönlichen Zielen ab. Einige Menschen praktizieren Eisbaden mehrmals pro Woche, während andere es seltener tun. Es ist wichtig, auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu hören und die Häufigkeit des Eisbadens entsprechend anzupassen.