State of the Art: Die 3S Bahn!

Outdoor | Sommer | Winter
23.05.2018
Erstellt von Alexandra Engels - Quelle: stubai.at/blog

Die 3S Eisgratbahn läuft wie am Schnürchen, wobei man in diesem speziellen Fall die bekannte Redewendung etwas ändern muss. Sie läuft nämlich nicht an einem dünnen Schnürchen sondern an gleich drei Seilen mit knapp 500 Tonnen Gewicht. Warum die 3S Bahn eben „wie am Drahtseil läuft“ und weitere beeindruckende Zahlen gab es für mich hinter den Kulissen der innovativen Bahn am Stubaier Gletscher

Ich war bei den fleißigen Männer der Abteilung Straße, hab den KollegInnen bei der Revision über die Schulter geschaut, hab mich mit der Präparierung der perfekten Piste auseinander gesetzt, die Logistik und Zulieferung der Gastrobetriebe dokumentiert, der Info bzw. dem Fundbüro einen Besuch abgestattet, die Shaper des Snowpark Stubai Zoo begleitet und es wurde auch gezeigt, wie unser Skiverleih funktioniert.

Nachdem ich hier schon einige Abteilungen in eigenen Blogbeiträgen vorgestellt habe und seit der Inbetriebnahme schon mehrfach in den Genuss einer Fahrt mit der neuen 3S Bahn gekommen bin, wollte ich mich „blogtechnisch“ nun auch der 3S Bahn widmen.

Bei einer Technikführung wurde mir alles ganz genau gezeigt, was mir vom betriebsinternen Hören & Sagen sowie dem Lesen & Bearbeiten meiner Dokumente im Büro schon bekannt war. Nun habe ich alles wirklich verinnerlicht.

Wenn man die ganzen Zahlen hört, dann weiß man dass es sich um eine wirklich großartige Sache handelt. Etwas mehr Gespür für das Ganze erhält man, wenn man die Dimensionen der Bahn sieht. 64 Millionen-Euro hat die Bahn gekostet. Eine gewaltige Summe, die noch mehr Qualität am Stubaier Gletscher bietet. Ich habe mal versucht 64 Millionen in eine gängige Relation zu setzen. 64 Millionen-Euro entsprechen ungefähr 2.500 Mittelklasse Neuwagen.

Die 500 Tonnen Gesamtgewicht der Seile lassen sich schon besser vorstellen. Ein Tiroler Grauvieh, die Rinderrasse die auch im Stubai am häufigsten vertreten ist, wiegt ca. eine halbe Tonne. 500 Tonnen sind 500.000 Kilogramm und somit rund 1.000 Rinder.

Die höchste Stütze liegt in der Sektion 2 und misst 50 Meter: 5 mal ein 10 Meter-Sprungturm im Schwimmbad bzw. etwas mehr als die breite eines DFB-Fußballrasens. Die Fahrgeschwindigkeit der 3S Bahn beträgt ca. 25 km/h, was zugleich auch die erlaubte Höchstgeschwindigkeit eines Mofas ist.

Doch nun genug mit den Vergleichen und her mit ein paar Fakten. Die Wintersport Tirol AG hat ganze acht Jahre in die Planung und Realisierung gesteckt. Wenn man durch die Gondelhalle spaziert und sich das Ergebnis ansieht, so hat sich jede einzelne Minute gelohnt.

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Stolz auf „ihre“ Bahn sind auch Abteilungsleiter Gondelbahnen Georg Strickner und KollegInnen, denn die 3S Bahn ist sicherer, windstabiler und verkürzt die Wartezeiten erheblich. Grund dafür sind die zwei Tragseile und das Zugseil, die durch große Spannweiten maximale Laufruhe und Windstabilität ermöglichen.

Die 48 Kabinen sind ausgelegt für 32 Personen (24 Sitz- & 8 Stehplätze) und sorgen für eine Beförderungskapazität von rund 3.000 Personen pro Stunde. Da geht richtig was weiter!

Der Höhenunterschied von 1.203 Metern und die Schräglänge von 4.686 Meter werden in 12 Minuten zurück gelegt. So rasch ist kommt man nun von der Talstation zur Bergstation Eisgrat.

Welche Kraft hinter der Bahn steckt, wird einem bewusst wenn man die Hydrauliksysteme und sonstigen technischen Elemente sieht. Alles top modern und vor allem riesig groß. Wer bei der Größe an den Verbrauch denkt, geht vermutlich davon aus, dass dieser ebenso enorm sein muss.

Am Stubaier Gletscher ist die Nachhaltigkeit aber generell ein zentrales Thema, so auch bei der neuen Eisgratbahn. Die Reibungsverluste im Vergleich zu einer Einseilumlaufbahn sind viel niedriger. Dies ist der Konstruktion zu verdanken. Außerdem wird bei höherer Auslastung der Richtung Tal fahrenden Kabinen sogar Strom erzeugt, der wiederum ins Netz eingespeist wird.

So beeindruckend diese Features sind so spektakulär war der Bau an sich. Für den „Drahtseilakt“ sprich den Transport aller Elemente, die es für die Anbringung der 1.000 Rinder schweren Seile benötigte, brauchte es Hubschrauber sowie Schwerfahrzeuge. 1.800 PS stark waren Sattel-, Zug- und Schubfahrzeug um diese Aufgabe meistern zu können. Alternativ hätte man dafür auch 2 bis 3 Supersportwagen wie beispielsweise den Ferrari LaFerrari mit jeweils 800 PS verwenden können. Die Kraft hätte gereicht doch ganz sicher hätte es an der Geländegängigkeit gehapert.

Mit Ferrari hat die Eisgratbahn dennoch etwas gemeinsam. Das 3S-Kabinendesign stammt vom Designstudio Pininfarina und ebendieses Unternehmen zeigt sich mitunter auch für das Ferrari Design verantwortlich.

Die Handwerker wurden am Stubaier Gletscher außerdem zu „Bühnenarbeitern“. Die Größe der Stationsgebäude verlangte nach Hubsteigern und damit verbundene Vorsicht.

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An dieser Stelle möchte ich noch den Artikel von meinem Bloggerkollegen Klaus ans Herz legen. Klaus wurde während der Bauzeit von unserem Seilbahndirektor Andreas Kleinlercher durch die Baustelle geführt und hat weitere interessante Fakten der 3S Eisgratbahn niedergeschrieben.

Doch nicht nur Klaus und ich wagten einen Blick hinter die Kulissen, die Bahn stößt auf internationales Interesse. Immer wieder kommen Seilbahnerkollegen und Studiengruppen um sich bei einer Führung alles genau erklären zu lassen. So kamen schon Vertreter aus der Schweiz, Schweden, China oder auch Russland. Auch der Seilbahnhersteller Leitner Ropeways kommt immer wieder mit Delegationen vorbei, denn auch für das Unternehmen ist die 3S Eisgratbahn ein absolutes Vorzeigeprojekt. Ganz State of the Art eben!

Im Stubai tut sich so einiges

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