Anfang Dezember ist im Stubaital Nikolaus, Krampus und Tuifl Zeit…

Die Krampus Tradition ist im Alpenraum weit verbreitet, sie geht zurück bis ins 16. Jahrhunderts und hat sich im Laufe der Zeit mit dem Brauchtum des Perchtenlaufens vermischt. Die Perchten, dem Krampus und Tuifl sehr ähnlich, sollen den Winter austreiben und böse Geister vertreiben. Die Gestalt des Krampusses (als Begleiter des Hl. Nikolaus) hat eine eher erzieherische Funktion und kommt schon aus vorchristlicher Zeit.

Der Krampus, oder der Tuifl, wie er in Tirol oft genannt wird, hat in dieser Jahreszeit Hochsaison. Fast jeder Ort hat mittlerweile seinen eigenen Krampus,- Perchten- oder Tuiflverein. Viele junge Leute engagieren sich um die Tradition des Tuifl(Krampus-)laufens aufrecht zu erhalten.
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3 Stubai-Blog-Autoren berichten über ihre „Treffen“ mit dem Nikolaus, dem Krampus und den Tuifln:

In Fulpmes wohnt der Nikolaus...

von Karl Kuenstner

Wenn es gegen Winter hin schon früh am Abend dunkel wird und sich die Familie in der Stube um den großen Tisch versammelt, werden gerne alte Geschichten erzählt. Zum Beispiel jene von dem „heiligen Mann“ aus Myra, der ein großer Kinderfreund und ein gutmütiger Mensch gewesen sei. Noch heute soll er in der Zeit vor Weihnachten vom Himmel herabkommen, um Kinder mit einem Sackerl Nüsse und Äpfel sowie berührenden Geschichten zu überraschen.

18 Jahre Nikolaus
Die Tradition der Nikolausbesuche wird im Stubaital seit jeher gepflegt. Auch Stefan Schmid aus Fulpmes macht sich alljährlich mit Mitra und Bischofsstab auf den Weg. Seit 18 Jahren schlüpft er in die Rolle des hl. Nikolaus. Der Glaube, die Tradition und die Kirchengeschichte haben ihn stets interessiert. Deshalb hat er sich mit dem hl. Nikolaus auch genauer beschäftigt und bereitet sich intensiv auf die Zeit um den 5. und 6. Dezember vor. Festlich gekleidet, mit goldbestickten Roben und wallendem, weißem Vollbart, wird er von den Familien gerne empfangen. Was ihn bei einem Besuch erwartet, weiß er im Vorhinein allerdings nie so genau.

Himmlische Verkleidung
Acht prächtige Messgewänder hat Stefan Schmid in seinem Schrank, eines rund hundert Jahre alt und von Goldstickerinnen aufwendig renoviert. Auf ein festliches Auftreten als hl. Nikolaus legt er größten Wert. Das gehe bis ins Detail wie goldene Schuhe oder geschminkte Augenbrauen, erzählt Stefan wohl wissend, dass sich Kinder nicht so leicht hinters Licht führen lassen. Seine schauspielerische Erfahrung von der Dorfbühne ist ihm dabei schon in so mancher Situation zugutegekommen. „Wie könne er denn mit dem Schlitten vom Himmel kommen, da ja kein Schnee da sei – ist so eine knifflige Frage, auf die ich dann spontan eine Antwort parat haben muss“, erinnert sich Stefan schmunzelnd. Für ihn sei das Nikolausgehen aber kein Schauspiel, vielmehr stecke etwas Himmlisches dahinter, ist er überzeugt. er Nikolaus komme eben nicht nur zum Geschenkeausteilen. „Ich möchte den Kindern auch etwas mitgeben, einfache Dinge wie: Eine Bitte öffnet Türen und ein Danke bringt euch weiter“, sieht Stefan einen tieferen Sinn in dieser Tradition. Gemeinsam mit seinen fünf Nikolaus-Kollegen besucht er in Fulpmes zahlreiche Familien zu Hause sowie die Volksschule und das Seniorenheim.

Einladungen sind Ehrensache
Dass er im Dorf gerne als Nikolaus gesehen und eingeladen wird, sei für ihn eine Ehre: „In diesen Tagen bin ich nicht Stefan Schmid, ich bin der Nikolaus.“ Und was macht der Nikolaus jetzt wirklich, wenn wenig Schnee da ist? „Dann lande ich mit meinem Schlitten eben in der Schlick“, sitzt dem Fulpmer Nikolaus dann doch auch ein wenig der Schalk im Nacken.


Schaurige Gestalten treiben ihr Unwesen…

von Klaus Gleirscher

Der Krampus ist nun nicht mehr nur der Begleiter des Nikolaus, der die braven Kinder am 5. Dezember beschenkt, sondern er hat sich gemeinsam mit seinen Artgenossen zu echten Entertainern entwickelt. Doch beginnen wir von Anfang an.

Der Krampuslauf hat im Stubaital schon seit Generationen Tradition. Auch ich erinnere ich mich noch an frühe Jahre der Kindheit, in denen man sich einerseits auf den Besuch des lieben Nikolaus freute, der mich mit Nüssen oder Mandarinen beschenkte, andererseits fürchtete ich mich auch vor dem bösen Krampus. Ich konnte damals nie richtig einschätzen, wie sich die Einschätzung des Nikolaus verteilte: War ich dieses Jahr nun ein gutes oder ein nicht so braves Kind gewesen? Denn wenn man schon im Vorhinein wusste, dass Zweiteres der Fall war, wäre man niemals zum Besuch des heiligen Nikolaus gekommen. Da wurde man ja vom Krampus erwartet. Nun ja, einmal musste es ja so kommen, dass mich der Krampus in die Finger bekommen hat. Zu meinem Erstaunen war dieses große und doch recht düster erscheinende Wesen gar nicht so böse wie mir immer erzählt wurde. Gut, ich war anschließend doch recht schwarz im Gesicht, aber dass der Krampus nicht der sauberste Zeitgenosse war, hat man ja damals als kleines Kind schon gewusst. Mir wurde in diesem Jahr, ich erinnere mich noch, dass ich 6 Jahre alt war, die fast schon in Stein gemeißelte Angst vor dem Krampus genommen wurde. In den kommenden Jahren fand ich den Krampus ohnehin interessanter als den Nikolaus.

Wenn wir nun in unserer Geschichte knappe 18 Jahre weiterspringen, hat sich einiges an der Tradition der Krampusse verändert. Ich treffe mich mit meinen Freunden auf dem großen Dorfplatz von Fulpmes. Ich bin überrascht, welche Menschenmengen sich hinter den Absperrungen drängen. Ein angenehmer Duft von Punsch und Keksen liegt in der Luft – kein Wunder bei so vielen Ständen, die sich auf dem Dorfplatz aneinanderreihen. Es ist schon dunkel geworden, und auf einmal wird auch die Straßenbeleuchtung ausgeschalten. Ein dumpfer Ton weist auf den Beginn der Show hin. Neben der heimischen Gruppe, den Fulpmer Tuifln, haben sich auch einige andere Gruppen aus verschiedenen Tiroler Orten angekündigt. Die Vorhut bilden die Jungtuifl, die als erstes den Gang zwischen den Menschen betreten. Die große Anzahl an Jungtuifln beweist, dass sich die Krampustradition auch in unserer modernen Zeit noch großer Beliebtheit erfreut. Auch die „Kleinen“ sind mit ihren Masken, leuchtenden Augen und ihren Hörnern schon eine furchteinflößende Gestalt. Nach diesem Durchgang ertönt aus dem Lautsprecher eine bekannte Musik, die wie jedes Jahr unverkennbar mit dem Tuiflumzug verbunden ist – „Hells Bells“ von AC/DC. Eine Gastgruppe nach der anderen zieht nun durch den Gang und führt ihre Show auf. Jedes Jahr lassen sich die Gruppen wieder etwas Neues einfallen. Mit Traktoren und Anhängern, die in mühsamer Kleinarbeit speziell für diesen Auftritt vorbereitet wurden, begeistern die Tuifl die applaudierenden Gäste. Aber der absolute Höhepunkt kommt noch – die heimischen Fulpmer Tuifl. Viele Gäste suchen nun Schutz in den hinteren Reihen, denn die Absperrzäune werden nun entfernt. Einige Mutige stellen sich waghalsig vor alle anderen. Begleitet von lauter Musik und einer spannenden Feuershow ziehen die Fulpmer Tuifl auf den Dorfplatz ein. Nachdem sie ihre Show aufgeführt haben, wenden sich die Tuifl den Zuschauern zu. Einigen bekannten Gesichter von Einheimischen wird von den Tuifln natürlich besonderes Augenmerk geschenkt. Die traditionelle Runde findet ihren Abschluss darin, dass die bis dahin so furchteinflößenden Tuifl ihre Masken abnehmen und darunter viele bekannte Gesichter zum Vorschein kommen. Beim gemütlichen Beisammensein im Anschluss werden von Tuifl und Zuschauern gemeinsam das ein oder andere Glas Punsch oder Glühwein getrunken und über diese großartige Tradition gesprochen.

Einige Videos zu den Tuifl-/und Krampus-Spektakeln im Stubaital


Fulpmer Krampus

Lieber immer schön artig bleiben!

von Anne Tessin

Im Stubaital geht der Teufel um, nein, sogar mehrere. Sie sehen furchteinflößend aus. Ich habe sie gesehen und mir ist dabei fast das Herz stehen geblieben… Was? Sie glauben mir nicht? Nehmen Sie die Hand vom Telefon, ich brauche keinen Arzt! Gehen Sie doch am 5.12. nach Fulpmes und überzeugen Sie sich selbst!

Dort findet der „Tuifllauf“ statt, bei dem die „Fulpmer Tuifl“  – seit 2010 sogar als offiziell eingetragener Verein –  durch den Ort treiben. Können Sies fassen? Teufel, die einen Verein gründen! Im Stubaital gilt das Nikolaus- und Tuiflbrauchtum eben als etwas, das es zu schützen gilt. Wenn Sie sich trauen, bieten sich Ihnen am Kirchplatzl tumultartige Szenen. Ich war dabei, als der Nikolaus seine pelzigen Tuifl mit ihren schrecklichen Gesichtern durch den Ort führte. Da sind sie noch ganz zurückhaltend. Läuten ihre Glocken, rasseln und klappern.

Und dann, dann kommt der Countdown. Die Menge von 1000 Menschen wird unruhig, drängt sich immer mehr zurück und wenn der Startschuss fällt, wird einem plötzlich klar, dass man einen großen Fehler gemacht hat! Die Tuifl fallen über die Menge her. Sie rütteln an den Seelen, die nicht brav waren. Sie heben sie in die Luft, drehen sie mit rasender Geschwindigkeit im Kreis, sie kugeln sich mit ihnen durch die Fulpmer Straßen. Es kracht und rumpelt, die Tuifl brüllen. Kinder lachen… Moment mal… Kinder lachen? Ja, für die Kleinen ist das ein Riesenspaß, wenn den Erwachsenen mal so richtig an den Ohren gezogen wird. Und die Tuifl sind ja im Verein, da läuft nichts aus dem Ruder. Es ist ein wenig wie Achterbahnfahren. Furchteinflößend, aber sicher. Das müssen Sie nur mal meinem Fluchtinstinkt erzählen. Um mich herum herrscht ohrenbetäubender Lärm und eine fast schon ekstatische Stimmung. Die Menge kreischt, ruft, jubelt und ich will die ganze Zeit jammern: „Bitte bitte, ich bin doch immer brav gewesen!“.

Und dann, ist es plötzlich vorbei. Der Nikolaus hält eine Rede über Nächstenliebe und dass man doch bitte im nächsten Jahr immer gehorchen und lieb sein soll, damit man keine Bekanntschaft mit den Teufeln machen muss. So ist das wohl im Stubaital. Wenn du schön brav bist, kriegst du keine Haue. Wenn es doch immer so einfach im Leben wäre…

Tuiflläufe im Stubaital 2024

• 29.11.2024, 17.00 Uhr, TUIFLschaug’n mit den Stubaier Tuifl in Mieders
• 30.11.2024, 18.00 Uhr, Tuifllauf in Neustift-Dorfplatz
• 01.12.2024, 17.00 Uhr, Kindertuifllauf in Fulpmes
• 04.12.2024, 17.00 Uhr, Kindertuifllauf in Medraz
• 05.12.2024, 14.30 Uhr, Nikolausfeier und Karampus-Treiben, Pavillon Park, Telfes
• 05.12.2024, 19.00 Uhr, Tuifllauf am Kirchplatz in Fulpmes
 

 

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