Stars und Sternchen der Stubaier Botanik

Kulinarik | Outdoor | Sommer
26.06.2017
Erstellt von Uli Eigentler - Quelle: stubai.at/blog

Sowohl im Berg als auch im Tal bietet das Stubaital eine Unmenge an Attraktionen – sei es in kulinarischer, sportlicher und unternehmungstechnischer Hinsicht. Was mein Herz natürlich höher schlagen lässt, ist die Botanik. Kaum ein Fleckchen, das nicht mit seiner Artenvielfalt den Pflanzenliebhaber in Schnappatmung versetzt.

Mein „Auftrag“ für diesen Beitrag war ganz salopp ausgedrückt: „Schreib‘ über Pflanzen, die nur im Stubaital vorkommen…“ Yoah, das ist natürlich schwierig, weil das Stubaital zwar eine artenreiche Region ist, aber nichtsdestotrotz kein eigenes Ökosystem darstellt. ABER, aber, aber: hier im Tal bzw. auf dem Berg haben „wir“ doch einiges, was streng unter Naturschutz steht und man nicht unbedingt überall finden kann.

Für dieses Mal habe ich mir drei Pflanzen ausgesucht, die allein schon aufgrund ihres Namens einen eigenen Actionfilm verdient hätten, wenn gleich das Schusternagele mehr in ein Schweizer Bergbauern-Epos passen würde, schaffen es meiner Meinung nach das Knabenkraut und die Teufelskralle mindestens in den nächsten James Bond.

Schusternagele

 

uli-eigentler-schusternageleDer deutsche botanische Name des Schusternageles lautet Frühlingsenzian und wie seine bekannten Brüder – der gelbe und der stängellose Enzian – steht er streng unter Naturschutz.

Das Schusternagele blüht öfter im Jahr und am liebsten mit seinen Artgenossen in Gesellschaft. Der Volksglaube besagt, dass das Riechen an ihm Sommersprossen verursacht und man verlieh ihm auch den Zweitnamen „Hausanbrenner“, weil man ihm zusprach, Blitze anzuziehen, wenn man es ins Haus brachte.

Die Wurzel des Enzians – wahlweise in Wein oder Wasser gekocht – hilft bei hartnäckigen Verdauungsbeschwerden, stärkt Muskeln und Nerven und last but not least kann er Krämpfe heilen.

Der oft getrunkene – und sehr, sehr bittere – Enzianschnaps wird aus der Wurzel des gelben Enzians gewonnen, da der aber nicht so fotogen ist, darf der stängellose (blaue) Enzian das Etikett der Schnapsflaschen zieren. Das Graben der Wurzel ist eine Wissenschaft für sich und ist nur bestimmten Personen vorbehalten – die genauen Bestimmungen würden aber den Umfang dieses Beitrags sprengen.

Knabenkraut

 

uli-eigentler-knabenkrautAlle heimischen Orchideenarten stehen schon lange unter Naturschutz, in manchen Gegenden wird das Wissen um die Standorte gehütet wie ein Schatz.

Die oberirdischen Teile sind etwas giftig, die Wurzelknollen enthalten aber eine wertvolle Schleimdroge und sollen vor allem bei entzündeten Magen- oder Darmschleimhäuten Linderung verschaffen. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit wurden die frischen Knollen gerne von Herren gegessen, die ihre Manneskraft (zurück) haben wollten. Im Orient hilft die pulverisierte Wurzel nach wie vor, die Zeugungskraft wieder zu erlangen.

Der Volksglaube schwört auf getrocknete Wurzelteile in der Geldtasche, so dass das Geld nicht nur nicht ausgeht, NEIN! Es soll sich sogar vermehren. Außerdem verhieß das Räuchern mit der wertvollen Wurzel eine willige Frau und Friede, Freude, Eierkuchen am heimischen Herd.

 

Teufelskralle

 

uli-eigentler-teufelskralleSie ist heute leider relativ selten geworden, denn sie gedeiht nur dort, wo selten gemäht und nicht gedüngt wird. Sämtliche Versuche, die Pflanze im eigenen Garten anzusiedeln, kann man getrost in den Wind schießen, denn sie wächst nur dort, wo es ihr gefällt.

Den Namen erhielt die Teufelskralle aufgrund ihrer eigenwilligen Form der Blüten, die eben wie kleine Krallen aussehen. Früher verwendete man die Wurzeln, die wie kleine Rüben wachsen, als Gemüse und auch die Blätter fanden in der Küche ihre Anwendung.

In der Heilkunde haben es die heimischen Teufelskrallen-Arten nicht weit gebracht, stolpert man über Teufelskrallen-Präparate gegen Rheuma, ist in der Regel die Teufelskralle aus der Kalahari-Wüste gemeint. Diese ist jedoch ein Sesamgewächs und „unsere“ ein Glockenblumengewächs. Die beiden haben also bis auf den Namen nichts gemeinsam.

Alle drei Pflanzen stehen unter Naturschutz und dürfen nicht gepflückt werden!

 

Im Stubai tut sich so einiges

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