Dunkle Wolken hängen tief unter den Gipfeln des Stubaitales, als wir an diesem herbstlich-kühlen Augustsonntag nach Telfes zum Naturschauplatz Pfarrach auf knapp 1740 Höhenmetern aufbrechen. Da sich das Wetter an diesem Sommerwochenende unbeständig zeigt, entscheiden wir uns die geplante Tour à la „Bike & Hike“ mit den E-Mountainbikes in Angriff zu nehmen. Motiviert und geduldig erklärt mir mein Wanderpartner David, Projektverantwortlicher des Tourismusverbandes Stubai Tirol, in seinem kernigen Stubaier Dialekt den bevorstehenden Wegverlauf.
Nach einem prüfenden Blick in den bewölkten Himmel beginnen wir unsere Fahrt. Bis ins Detail erklärt mir David auf dem Weg jede Weggabelung, die umliegenden Täler, Winkel, Almen und Gipfel. Man merkt, dass der gebürtige Stubaier die Gegend wie seine Westentasche kennt. Die Entscheidung den Aufstieg mit den E-Mountainbikes anstatt zu Fuss zu bewältigen erspart uns rund die Hälfte der veranschlagten Zeit von zweieinviertel Stunden vom Telfer Ortsteil Plöven bis zur Pfarrachalm. Von dort aus bleibt uns noch ein steiler Fussmarsch von knappen zehn Minuten bis zum errichteten Aussichtspunkt.
Der Forstweg hinauf zur Pfarrachalm zeigt sich eben und gut befahrbar. Mäßig viele Wanderer queren unseren Weg an diesem launischen, unbeständigen Tag und in zügigem Tempo setzen wir unsere Tour fort, um einem möglichen Gewitter zu entkommen. Sportlich bewältigt mein Begleiter die 800 Höhenmeter im Eco-Modus seines E-Mountainbikes, während ich ein wenig mogle und genüsslich mit zugeschaltetem Turbo fast schon auf die Alm hochfliege. Man kann also auch gänzlich schweißfrei und ohne Mühen die schönsten Plätze in diesem Tal erobern. Inzwischen hat sich der Wald gelichtet und die Landschaft gestaltet sich abwechslungsreich und eindrucksvoll.
Die Aussicht, die sich uns bietet als wir auf der Pfarrachalm ankommen, berührt mich. Weit über der Baumgrenze und auch dem eigentlichen Naturschauplatz weidet das zufriedene Almvieh. Trittsicher bewegen sich die Kühe und Schafe mit ihren Lämmern zwischen schroffen Felsen entlang eines schmalen Grades und erzählen mir von den vergangene Zeiten und dem Leben der Hirten. Die Berge thronen unberührt, gerecht und ehrlich. Es ist einfach sich hier zu besinnen, zur Ruhe zu kommen und dankbar zu sein.
Schweigsam und etwas demütig bewältigen wir die letzten Höhenmeter hinauf zum Naturschauplatz Pfarrachüber einen schmalen Pfad. Hier sollte man trittsicher sein. Oben angekommen versuche ich die gewaltigen umliegenden Felswände mit meinem Iphone einzufangen, während sich David geduldig auf der Holzschaukel niederlässt. Ich folge ihm bald darauf, als ich erkenne, dass es unmöglich ist, die Kraft des Landes in ein Smartphone zu bannen und setze mich zu ihm. Trotz der Wolken am Himmel ist der Blick ins Stubaital frei und beindruckend. Ich zähle David die Gipfel und Ortschaften auf, die vor mir liegen, und bin ein wenig stolz den Elfer, die Serles und das Pinnistal zu erkennen.
Hungrig kehren wir schließlich in der Pfarrachalm ein und werden von der Hüttenwirtin Daniela mit einem herzlichen „Grias enk“ empfangen. Eifrig führt sie uns zu einem feinen „Platzl“ auf der großzügigen Terrasse im Freien und serviert uns fast im Eiltempo unsere bestellten Speisen. Inmitten freilaufender Hühner stärken wir uns mit typischen Tiroler Köstlichkeiten bevor es mit den E-Mountainbikes zurück ins Tal geht.