Man lernt nie aus…

Outdoor | Sommer | Tradition
19.06.2017
Erstellt von Felix Fedorcio - Quelle: stubai.at/blog

Die meisten Wanderrouten und Bergtouren sind mir bekannt und ich dachte auch immer, dass ich mich bei den Stubaier Sagen und Mythen auskenne. In der Schule habe ich (fast) immer gut aufgepasst. Doch bisher blieb mir verborgen, dass ich bei der anspruchsvollen Hochalpinwanderung zum Rinnsee auf einen Schatz stoßen könnte – man lernt eben nie aus!

„König Serles“, „Die silberne Gans“ oder auch „Der Gschnalsjuzer“ –  allesamt Klassiker, wenn es um die Stubaier Sagen und Mythen geht. Auf diesen Spuren bin ich auch schon selbst gewandert. Auf eine völlig neue Spur brachte mich ein Zufall. Wort wörtlich ist mir nämlich im Büro das Buch „Wandern zu Sagen und Mythen im Stubaital“ von Peter Paul Lanthaler in die Hände (zu)gefallen. Der Stubaier Peter Paul Lanthaler, hat schon die „Stubaier Mundart“ niedergeschrieben, mit der sich einige Blogbeiträge auch befassen.

Eine Wanderung ist mir sofort ins Auge gestochen, die Sage vom „Schatz am Rinnensee“ fand ich besonders spannend. Und so erzählt die Sage:

„Noch bevor Menschen in das wildromantische Oberbergtal kamen und es bebauten, lebte hier ein Geschlecht von Riesen. Sie waren stark wie Bären und von so hohem Wuchs, dass sie die Wipfel der alten Bäume mit der Hand fassen konnten. Sie waren aber stumm und hatten keinen Namen. Da kam eines Tages ein Mann ins Tal. Er trug keine Waffe, nur einen Stab. Mit diesem hätte er wohl nichts gegen die Riesen vermocht. Doch er hatte die Gabe der Sprache. Er redete die Riesen an und gab ihnen Namen. Das machte sie zu seinen Dienern. Sie waren willenlos.

So lebte der Mann lange in diesem Tal. Er pflanzte Korn und Obst, denn der Himmel war damals von gesegneter Milde. Das ganze Tal verwandelte sich unter seinen Händen zu einem blühenden Paradies. Einer der Riesen war aber böse und duldete keinen Herrn über sich. Lange dachte er nach. Da ging er eines Nachts zu dem Mann –  er hieß Arelei -, klopfte an seine Tür, zeigte ihm einen Stein aus Gold und erklärte: „Ich kenne den Goldschatz von Alpein, er liegt nicht weit von hier. Du kannst ihn besitzen, wenn du mir folgst.“

„Führe mich hin“, befahl Arelei. „Schenke mir deinen Stab“, sagte der Riese, „dann will ich dich führen“. Arelei tat es. Da führte ihn der Riese über Bergwiesen zum Alpeiner Bach und über steile Hänge hinauf zum Rinnensee, wo sich die Ferner spiegeln. Der Riese zeigte nun die funkelnden Steine am Grunde des Sees. Arelei glaubte den Schatz zu erblicken und entbrannte vor Begierde. „Es ist nur der Schein von der Fülle“, erklärte ihm der Riese. „Schneide deine Haare ab, so wirst du den Schatz richtig sehen.“

Der Mann tat es, da war der Boden durchsichtig wie Glas. In der Tiefe sah er Adern von Gold und Edelsteinen, er sah in das Innere der Berge und es kam ihm vor wie ein Königreich. Arelei fiel auf die Knie und flehte den Riesen an: „Ich will alles tun, um den Schatz zu besitzen.“

Da schrie der Riese: „Beiß dir die Zunge aus dem Munde, und du wirst ihn besitzen.“ Und Arelei tat es. Da war er ohne Macht. Der Riese war fort. Arelei aber lief, wahnsinnig geworden, über die Felswand hinaus und fand im Alpeiner Bach sein Grab.“

Jetzt ist mir klar, warum der Rinnensee so eine Faszination auf Wanderer ausübt. Der Rinnensee zählt neben dem WildeWasserWeg zu den 17 talweiten Schau- und Kraftplätzen zum Thema WildeWasser welche auf unterschiedlich langen Tagesetappen erwandert werden können. Der Startpunkt liegt bei der Oberissalm auf 1.725 Metern, der Rinnensee als Zielpunkt liegt auf 2.645 Metern. Für die knapp 1.100 Höhenmeter sollte man gute drei Stunden einplanen. Die ausführliche Wegbeschreibung findet ihr übrigens hier und wer weiß, vielleicht entdeckt ihr das Funkeln des Schatzes. Und falls nicht, entschädigt das atemberaubende Panorama auf alle Fälle. Auf geht’s!

 

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