Handwerk wie es früher war

Die alten Künste des Schnitzens und der Holzverarbeitung werden von Generation zu Generation weitergegeben – und das ist auch gut so. Am besten zeigt sich diese Kunst bei den Krippen, die nicht nur zur Weihnachtszeit einen besonderen Stellenwert innehaben.

Heimatmuseum

Aussenansicht Heimatmuseum in Neustift im Stubaital

Die Eingangstür knarrt wenn man die Klinke nach unten drückt und der wohltuende Geruch der alten Zeit strömt mir in die Nase. Derselbe, wie ich ihn noch von vor 20 Jahren beim Besuch bei den Großeltern kenne. Allerdings befinde ich mich jetzt im Heimatmuseum in Kampl. Dort, wo viele der alten Gegebenheiten noch sichtbar sind. Die erste Tür links führt in die alte Küche, die rechte in die Bauernstube. Plötzlich ertönen Geräusche vom hinteren Teil des Hauses. Ich gehe weiter in das komplett aus Holz bestehende Wirtschaftsgebäude, den „Tennen“, wie ihn die Stubaier nennen.

Dort befindet sich eine kleine Werkstatt, in der sich viele Werkzeuge befinden, allerdings keine modernen Geräte, sondern alte Hobel und Feilen. Eine Steckdose sucht man hier vergebens. Hier treffe ich Stefan Lanthaler, einen der letzten Stubaier Bildhauer, der eigentlich aus Fulpmes stammt und sein Handwerk wie kein anderer beherrscht. Die Vielfältigkeit seiner Arbeit zeigt sich daran, dass er einerseits viele Werkzeuge, zum Beispiel für die Heuarbeit in alten Tagen geschnitzt hat, andererseits aber auch ganze Krippen für viele Kirchen im ganzen Alpenraum gefertigt hat. Die Krippe als weihnachtliches Symbol gibt es in vielen verschiedenen Varianten. Stefan selbst hält sich gerne an die originale, orientalische Krippe. Die bei uns im Stubaital vielfach anzutreffende Tiroler Variante sei ihm fast schon zu kitschig, berichtet er. Anschließend erklärt er mir noch einige der teilweise sehr komplexen Werkzeuge. Da wird mir erst so richtig klar, dass das Schnitzen an sich nicht nur als Beruf, sondern auch als eigene Kunst zu verstehen ist, die gar nicht einfach und nur mit sehr viel Übung zu erlernen ist.

Krippenmuseum

Das Gebäude des Krippenmuseums am Dorfplatz in Fulpmes

„So, dann schauen wir uns auch ein paar Krippen an, wenn wir schon darüber sprechen“, sagt Stefan. Gemeinsam mit dem 74-Jährigen fahre ich ins Krippenmuseum nach Fulpmes. Ich kenne es schon von einem früheren Besuch, dennoch bin ich überrascht, wie viele verschiedene Krippen und vor allem wie viele verschiedene Arten dort zu besichtigen sind. Stefan führt mich durch die Ausstellung und erklärt mir dabei ganz genau, aus welchem Teil der Welt die Krippen kommen und was sie repräsentieren. Um ehrlich zu sein, finde ich dabei die Krippen aus dem orientalischen Raum gar nicht so interessant – Stefan dagegen kann gar nicht mehr aufhören mir davon zu erzählen.

Dann allerdings sticht mir eine sehr große, wirklich besondere Krippe ins Auge. Es handelt sich um eine große, an ein Bergdorf erinnernde Krippe, in deren Mitte die Geburt Jesu dargestellt ist. „Die hats dir angetan, oder?“, meint Stefan, bevor er unter der Krippe ein kleines Bedienpult hervorzieht. Etwas verdattert sehe ich zu, wie durchdacht diese Krippe gebaut wurde. Es lassen sich viele Lichter ein- und ausschalten und sogar ein kleiner Gebirgsbach kann mittels Knopfdruck zum Fließen gebracht werden. Aber nicht nur weihnachtliche Krippen findet man im Museum. Viele Szenen aus der biblischen Geschichte sind abgebildet und Stefan kennt zu jeder einzelnen eine Geschichte. Viel zu schnell ist der Rundgang durch das Museum auch schon wieder vorbei. Vor der Tür verspricht mir Stefan, ein andermal einen kleinen Einblick in sein Handwerk zu geben. Er will mir auch ein paar seiner Werkzeuge anvertrauen. Ich freue mich schon sehr darauf, wenn ich als Büromensch einmal die Tastatur gegen das Schnitzwerkzeug tauschen kann. Dankend verabschiede ich mich von Stefan mit dem Versprechen, diesen schönen Nachmittag mit diesem Beitrag mit allen interessierten Lesern zu teilen.