Die Stubaier Tracht (2)

Tradition | Allgemein
17.06.2024
Erstellt von Renate Sykora

Das gut sitzend gearbeitete Mieder aus schwarzgrundigem, mit kleinem Muster durchwebtem Woll- der Seitenbrokat ist mit grünen Trachtenbändern besetzt….
Den Rücken zieren drei Doppelreihen von grünen, quer abgesteppten Samtbändern, die nach unten zusammenlaufen. Der Brustlatz zeigt schöne Stickerei auf weißem Grund und ist mit rotem Band eingefaßt.

Die Stubaier Tracht ist eine Miedertracht. Sie hat sich vom miederlosen Trägerrock über den Tragmiederrock mit sehr kurzem Oberteil zur Schnürmiedertracht entwickelt. Die ursprüngliche Funktion des Mieders bestand also im Halten des schweren, gefälteten Kittels. Der Freie Teil des vorne auseinanderklaffenden Leibchens wurde durch einen Brustfleck verdeckt, das Mieder darüber geschnürt.

Aber beginnen wir am Anfang:

Meine Tracht – alle Arbeitsschritte (alle Details sind unter den Links hinterlegt):

  1. Berechnungsschnitt
  2. Abänderungen – Schnittfertige Teile
  3. Einkaufsliste – Stoffe und Materialien
  4. Vorlagen zum Sticken
  5. Vorlagen für die Rückenverzierung
  6. Stoffmustersammlung
  7. Materialkosten
  8. Arbeitszeitberechnung
  9. Nähanleitung
  10. Das richtige Zubehör für Dirndl und Tracht

Zuerst muss Maß genommen werden und daraus die Stoffmenge berechnet, somit ergibt sich eine Einkaufsliste für die verschiedenen Stoffe und Materialien.

Stoffe für Trachten gibt es im spezialisierten Fachhandel, z.B. bei den Tiroler Heimatwerken (Trachtenfachgeschäft) in Innsbruck, dort bekommt Frau auch alle weiter notwendigen Materialien. Um eine Idee zum Arbeitsaufwand zu bekommen, findet ihr hier eine Arbeitszeitberechnung zum Nähen Eurer Tracht.

Das Trachtenoberteil

Um die genaue Passform zu erreichen, wird der Schnitt nach den eigenen Maßen erstellt.

Arbeitsschritte:

  1. Schnittzeichnen
  2. Zuschnitt – für den Zuschnitt wird der Stoff rechts auf rechts zusammengelegt, der Stoffumbruch muss in der Mustermitte sein. Immer den Fadenlauf beachten und Musterlinien einzeichnen. Nicht auf die Nahtzugabe vergessen

3. Markieren und Verstärken -Naht und Markierungslinien mit Kopierpapier übertragen, Erbelin auf der unmarkierten Seiter des Futterstoffes aufbügeln

4. Futter auf den Oberstoff staffieren – wenn das karierte Baumwollfutter staffiert ist, können die einzelnen Teile zusammengeheftet werden

5. Heften – dazu Futter und Oberstoff links auf links legen, zusammenstecken und heften

6. 1. Anprobe – wie ist die Passform, liegen die Abnäher richtig, sitzen die Schultern, wie läuft die Seitennaht

7. Nähen – vorerst nur die Abnäher und die Schulternähte nähen und versäubert

8. 2. Anprobe ist eine Abnäherkontrolle und Abgleichung der Armausschnitte, eventuell ausgleichen des Halsausschnittes

9. Ausschnitte passepoilieren – bei Wolltrachten mit Schrägstreifen aus Samt, bei Seidentrachten mit schwarzem Trachtenband – das Trachtenband in den Rundungen dressieren (in Form bügeln), rechts auf rechts steppen und passepoilieren (genäht wird auf der rechten Seite mit kleinen festen Stichen, die Passepoilierschnur darf dabei nicht angenäht werden (wichtig für die Formgebung)

10. Anprobe – Rückenverzierung anpassen

11. Rückenverzierung – die Motive der Rückenverzierung auf Seidenpapier übertragen und auf den Rücken aufheften, Samtbänder aufnähen, mit Goldfaden verzieren, bei Trachten mit Trachtenseidenbändern: breites Trachtenseidenband anheften, in Falten legen, annähen und mit Zierstichen verschönern

12. Anprobe – Seitennaht heften – kontrollieren: Seitennaht, Taillenlänge, Passepoilierschnüre an Arm- und Halsausschnitt gleichmäßig anziehen und befestigen

13. Seitennähte nähen – Nahtzugabe gleichschneiden, bügeln und versäubern

Der Latz

  1. Markieren – Latzmitte mit Nähfaden durchheften, beginn des Lebensbaumes ca. 10 vor der oberen Kante, Mustervorlage unter den Latz legen und mit einem spitzen Bleistift die Konturen auf die rechte Seite übertragen
  2. Sticken – Stiele mit Stilstich, Blätter und Blüten mit Plattstich, Farben des Stickgarns auf Leiblstoff abstimmen
  3. Zuschnitt – Rosshaar in Größe des Latzes, Futter und Oberstoff + 1 cm
  4. Latz nähen – Oberstoff und Rosshaar links auf links legen und Mitte durchheften, Rosshaar auf den Oberstoff hexeln, Ansatzlinie in Latzform für das Trachtenband in gewünschter Breite durchheften, Goldborte und Trachtenband aufheften und Steppen, Trachtenband in schöner Form über die obere Kante biegen und anhexeln. Goldborte mit Goldfaden an den Spitzen niedernähen, Latz mit Futter verstürzen.

14. Taille abgleichen

15. Taille und Haken nähen: Taille laut Taillelinie umheften, Hacken einteilen, sorgfältig und gut annähen

Geschafft, dein Trachtenoberteil – das Mieder ist fertig!

 

Weiter geht es hier: Stubaier Tracht (3) – Der Rock und die fertige Tracht

 Stubaier Tracht (1)
 Stubaier Tracht (4)

 

Fotos: ©Tyroler Trachtendesign, ©TVB Stubai Tirol/rs, ©Schneiderei Maria
Textquelle/Zeichnungen: ©Karin Sykora (LLA St. Johann)

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