Am Samstag ist es soweit: Mehr als 260 Läufer machen sich beim STUBAI ULTRATRAIL auf den Weg von Innsbruck zur Jochdohle am Stubaier Gletscher und gute 200 Starter mehr laufen beim STUBAI BASICTRAIL von Neustift zum selben Zielort. Mit der Buslinie 590 und der Stubaier Gletscherbahn könnte man die Strecke von Innsbruck bis ins Ziel mühelos und entspannt in unter zwei Stunden schaffen. Allerdings erfährt man dann auch nie wie es ist, den Sonnenaufgang laufend in den Kalkkögeln zu sehen oder wie sich die totale Erschöpfung nach einem zwölf Stunden-Lauf mit einem letzten, knallharten Aufstieg zum Stubaier Gletscher anfühlt.
Meine bisherige Meinung zu den Ultratrails war:“Länger ist nicht gleich besser“. Die extremen sportlichen Leistungen und der mentale Wille der Teilnehmer bei solchen Rennen hat mich aber von Anfang an fasziniert. Wie man so ein Rennen wie den STUBAI ULTRATRAIL angeht und wie die Teilnehmer ticken habe ich in Gesprächen mit Natalia Tomasiak und Basti Lexa versucht herauszufinden.
Natalia Tomasiak ist eine sehr erfolgreiche Trailrunnerin aus Polen und geht für das Team Salomon Suunto an den Start. Sie stammt aus dem Kurort Krynica, der auf der polnische Seite der Karpaten liegt. Neben einigen nationalen Erfolgen in ihrer Heimat hat sie im letzten Jahr auch schon über mehrere respektable Ergebnisse bei internationalen Lauf-Veranstaltungen jubeln können: beim extrem technischen Tromso Skyrace (53km +4.600hm) wurde sie Vierte oder ihren zweiten Platz beim Trasvulcania Marathon (45km, +2.700hm). In der aktuellen Saison liegt ihr Hauptaugenmerk auf der Skyrunning Extreme World Series, Natalia nimmt aber auch sehr gerne bei ganz neuen Rennen wie dem STUBAI ULTRATRAIL teil.
Sie hat vor das Rennen ruhig anzugehen und freut sich schon jetzt auf ihren Zieleinlauf auf 3.150 Metern Seehöhe. „Ich möchte mit einem Lächeln im Gesicht ins Ziel laufen“, hat sie mir verraten. Während des Rennens wird sie alle 45 Minuten kraftspendende Gels und kleine Snacks essen und alle paar Minuten trinken. Die Pasta Party am Freitag ist Teil ihres Ernährungsplans vor dem Rennen. „Es ist eine echte Herausforderung eine gute Balance zwischen meinem Beruf und dem Trailrunning zu finden. Die Teilnahme an Ultratrail-Rennen ist für mich deswegen auch immer eine gute Möglichkeit vom Alltag in die Berge zu entfliehen“, schließt sie lächelnd ab.
Basti Lexa läuft für das Team Scott Austria und kommt aus Reichertshausen in Bayern. Durch die Nähe seines Wohnortes kennt er das Stubaital schon gut und kommt regelmäßig hierher: im Winter zum Skitouren-Gehen und im Sommer zum Trailrunning. Basti hat bereits mehrmals beim Dolomitenmann in Lienz mitgemacht, ursprünglich als Kajaker und erst letztes Jahr zum ersten Mal als Läufer.
Dabei hat er schon beachtliche Strecken bewältigt: letzten Sommer ist er zum Beispiel mal kurzerhand auf den Wilder Freiger und den Habicht gelaufen. Im Frühwinter hat er öfters für Pierra Menta, einem Rennen für Skibergsteiger, am Stubaier Gletscher trainiert. Sein erstes Ultratrail Rennen war AlpenX 2016, das er leider nach 90km und 5500hm aufgeben musste. „Der STUBAI ULTRATRAIL verlangt dem Läufer mit seinen vielen verschiedenen Facetten des Trailrunning alles ab. Schnelle Flachstücke, steile Anstiege, technische Downhills und zum Schluss noch über Schnee und Eis mit dünner Luft fast ganz hoch bis zum Top of Tyrol“, schildert der Athlet respektvoll seine Eindrücke. Basti setzt auf gute Vorbereitung und Erholung, „da trotz der verhältnismäßig geringen Anzahl an Kilometern doch recht viel Höhenmeter zu bewältigen sind.“ Seine Tipps zur richtigen Ernährungwährend des Laufs sind: viel Wasser mit etwa Salz zu trinken, Bananen essen, und vor allem sein Geheimtipp – Baby Brei aus dem Quetschbeutel.
Die Herausforderungen die ich für mich als Läufer ausgemacht habe:
Das doch recht große Starterfeld wird sich sehr schnell auseinander ziehen und so wirst du nach ungefähr einer Stunde mehr oder weniger allein nachts am Stollensteig unterwegs sein. Die Dämmerung setzt am Samstag um ca 4:30 Uhr ein, also werden die ersten drei Stunden auf schmalen Waldtrails entlang der Sill und Ruetz auf jeden Fall sehr spannend sein. Den Sonnenaufgang in der Schlick 2000 wird man dann ganz anders wahrnehmen als wenn man zum Beispiel auf der Serles übernachtet. Runter nach Neustift kommt man dann schon mit richtig schwere „Haxen“. Der Trail entlang des Bachertals von Starkenburger Hütte zählt zwar zu den flowigen Abschnitten, aber nach 1.200 Höhenmetern technischen Downhill-Rennens wird man schon ziemlich müde sein. Aber dann wird es erst nochmal so richtig brutal. Nämlich dann wenn man wieder taleinwärts, stetig ansteigend laufen muss. Vor allem weil man von Neustift aus immer das Ziel vor Augen hat und merkt wie weit es tatsächlich noch bis zur Jochdohle ist.
Das Sahnehäubchen kommt dann aber zum Schluss. Der 1.300 Höhenmeter steile Aufstieg von der Talstation Mutterberg bis zur Jochdohle ist etwas, was dieses Rennen so speziell macht. Nach dem eher ruhigen, langen Stück taleinwärts entlang der Ruetz wird hier ein wahrer Laktat-Sturm aufziehen. Außerdem wird mit Sicherheit jeder Läufer die hier immer dünner werdende Luft extrem spüren.
Schon der erste Blick auf die Starterlisten verrät, dass sich beim STUBAI ULTRATRAIL und beim STUBAI BASICTRAIL sehr unterschiedliche Leute mit sehr unterschiedlichen Ansichten zum Trailrunning treffen werden. Ich freue mich viele neue „Trailbuddies“ kennen zu lernen und gemeinsam im Rennen neue Limits zu setzen. Für alle die noch mitlaufen möchten: für beide Disziplinen sind Anmeldungen vor Ort noch möglich.
Wir Läufer schätzen es sehr wenn viele Zuschauer kommen und uns fleißig anfeuern werden. Die gesamte Strecke ist leicht mit Bussen und Seilbahnen zu erreichen. Die besten Zuschauerplätze findet ihr hier.