Ursprünglich trug jede Person nur einen Taufnamen oder Rufnamen. Um aber Träger des gleichen Rufnamens auseinanderzuhalten, wurden Beinamen zugefügt, die auch auf die Nachkommen übertragen wurden – und so entstanden die Familiennamen.
Erst ab dem 13. Jhd. scheinen in Tirol auch bei den Nichtadeligen die Familiennamen auf. Der Familienname wurde in der Regel nach dem Namen des Hofes oder einer Örtlichkeit gewählt (Kartnaller, Rainer). In nicht wenigen Fällen entwickelten sich Familien und Hofnamen aus der handwerklichen Tätigkeit des Betreffenden (Schneider, Sageler) oder aus einem Beinamen (Schönherr, Singer). Die erste vollständige Erfassung der Einwohner nach Familiennamen erfolgte zu Beginn des 15. Jhd.
Das Vorhandensein so vieler Familiennamen im Stubai deutet auf die Bodenständigkeit und auch auf den Kinderreichtum früherer Geschlechter hin; daraus ergibt sich eine Geschlossenheit in der Sippenbildung, wie sie an vielen anderen Orten nicht anzutreffen ist. Sicherlich hat auch die Abgeschiedenheit der Talschaft in früherer Zeit dazu beigetragen.
Wer unter der Bauernbevölkerung in Gemeinden mit ursprünglichen Hofanlagen auch nur kurze Zeit zugebracht hat weiß, dass man die Leute auch heute noch nicht nach ihren Schreibnamen, sondern nach dem Hof nennt, auf dem sie sitzen:
Schiechern (Danler), Außerwieser (Schönherr), Teiser (Berger), Baschtn (Ranalter), Tuniger (Müller), Tummeler (Gleinser), Minznocker (Gleirscher), Schitzer (Egger), Bacher (Pfurtscheller), Hoppler (Volderauer), Untersperer (Hofer) Kassen (Span), Thaler (Peermoser), Bodiler (Schmied), Dameler (Denifl), Butterer (Knaus), Koppen (Zorn), Triedler (Nagiller), Nachtschuchn (Zorn), Handl (Steixner), Fux (Hofer) – mögen die sich auch ganz anders schreiben.
Die unten angeführten Familiennamen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellen aber als Ganzes betrachtet, einen wichtigen Beitrag zur Bevölkerungsgeschichte, zur Entwicklung der Sprache und Kultur im Stubaital. Man begegnet heute einem vermehrten Interesse nicht nur an Familiennamen, sondern auch an Orts- und Flurnamen, dieses erwachende Interesse kann mithelfen, diese schönen alten Namen zu pflegen und zu erhalten. In den vergangenen Jahren mussten sie bisweilen aus Unkenntnis oder aus falsch verstandener Werbung modischen Allweltsnamen weichen.
<script id="su_image_carousel_656662f5117a5_script">if(window.SUImageCarousel){setTimeout(function() {window.SUImageCarousel.initGallery(document.getElementById("su_image_carousel_656662f5117a5"))}, 0);}var su_image_carousel_656662f5117a5_script=document.getElementById("su_image_carousel_656662f5117a5_script");if(su_image_carousel_656662f5117a5_script){su_image_carousel_656662f5117a5_script.parentNode.removeChild(su_image_carousel_656662f5117a5_script);}</script>
Familien-/Hausname im Stubai | Bedeutung/Ursprung | |
Danler | FN | Dandler, Tandler, Tännler, Dadler – leiten sich vom Personennamen Daniel ab |
Denifl | HN | Tenifl, alte deutscher Personennamen Denihart, Denihilt |
Egger | Entstanden aus der Lage eines Hofes oder Weilers auf einem Geländevorsprung: Siedlung am Eck | |
Falbesoner | FN | Aus dem rätoromanischen val busana = Sacktal, wo das Tal (scheinbar) endet |
Fagschlung | HN | Alter Hofname für Jedlen in Neustift, romanisch fascia longa = langer Feldstreifen |
Ferchl | FM HN Forchach | Aus dem mittelhochdeutschen vorhe = Föhre |
Galln | HN | Heiligenname Gallus |
Gleirscher | Geht auf das romanische glarea = Geröll, Gries zurück | |
Gleinser | FN | Romanisch collina = Anhöhe |
Geir | HNStubai | Häufiger Beiname Geier |
Haas | Aus einem Beinamen Hase entstanden | |
Hofer | FN Stubai | Als Hof wird die ursprüngliche, noch nicht geteilte Grundbesitzeinheit verstanden |
Jenewein | Leitet sich vom Heiligennamen Ingenuin, dem Patron der Diözese Brixen ab | |
Jordan | Seit den Kreuzzügen bürgerte sich Jordan als Taufname ein | |
Kapferer | FN | Herkunftsname zum Ortsnamen Kapfers |
Kartnaller | FN
HN Kartnall | Romanische quartina = Getreidemaß /Maß für Anbaufläche, die entsprechende Getreidemenge brachte |
Knaus | FN Neustift | Mittelhochdeutsch knuz = hochfahrend. Der Knauserhof in Oberiß war der höchstgelegene Schwaighof im Stubai |
FN Knoflach | FN | Beiname für den Selcher des Rauchfleisches der Knoblauch verwendete |
Kindl | Verkleinerungsform von Kind = junger Mann | |
Krößbacher | FN | Kreéßboch – Bach mit Brunnenkresse, Gut zu Krößbach 1406 entwickelte sich aus dem Schwaighof von 1288 |
Leitgeb | FN Telfes | |
Mair/Mayr | War ursprünglich ein Verwalter der bischöflichen Einkünfte | |
Müller | Berufsbezeichnung | |
Nagiller | FN Mieders | „Nagill oder Kolgengut in Stubei“ Schneller; „in aquilla“ Steub, also Bachler |
Nocker | Der Nock ist ein rundlicher Hügel | |
Pfurtscheller | FN
HN Pfurtschell | Romanisch forcella = Einsattelung, Scharte, Törl oder lateinisch porticella = Laube, Vordach, furtcella zu furca = Gabel, Wegschaid (als Hofname schon 1219) |
Pittl | FN | Büttel = Gerichtsbote |
Ragg | Wahrscheinlich vom deutschen Personennamen Rarkis oder Ratgeb | |
Ranalter (Nalter, Rainalter) | FN | Rätisch róvina = Mure oder róvina alta = hohe Mure |
Reimair | FN Fulpmes | Vom Personennamen Reimar |
Ribis | FN | Vom Personennamen – Stamm Ribheri |
Salchner | FN Neustift | Einwohner des ehemaligen Schaighofes Salchach, Obergasse; mittelhochdeutsch salhe = Salweide |
Span | FN | Von Gespan = Gefährte, Geselle |
Schwaiger | Schwaige = hoch gelegener Hof mit Viehwirtschaft | |
Schönherr | FN | Der Personenname Sconehere, entstand aus sconi=schön, heri=Krieger |
Siller | HN Neustift | Vorrömischer Flußnamen der Sill; sulle = der anschwellende Bach |
Stackler | HN Neustift, Schönberg | Familien und Hausname, Weiler Stackler, althochdeutsch stachilla = zugespitzter Stab (Stackl) |
Stern | FN Neustift | Ursprüngliche Hauskennzeichnung, in der Form eines Sterns |
Steuxner | FN Schönberg, Neustift | Mittelhochdeutsch Steufsun, Stuixner für Stiefsohn |
Stofen | HN Neustift | Mittelhochdeutsch stouf = steiler Fels |
Stolz | Stattlich, vornehm | |
Tanzer | FN | Beiname, Vortänzer bei einem Reigen |
Taxer | HN Neustift | Mittelhochdeutsch tehse = Taxe, Daxe, Nadelholzzweig |
Tschafalles | HN Neustift | Romanisch cavalles = Roßweide |
Volderauer | Ortsname ursprünglich Floderau, mittelhochdeutsch floder = ausfließendes Gewässer, ein Mühlgerinne | |
Zorn | FN Neustift | Alter bayrischer Personenname Zurno, Zorno |
<script id="su_image_carousel_656662f511bf5_script">if(window.SUImageCarousel){setTimeout(function() {window.SUImageCarousel.initGallery(document.getElementById("su_image_carousel_656662f511bf5"))}, 0);}var su_image_carousel_656662f511bf5_script=document.getElementById("su_image_carousel_656662f511bf5_script");if(su_image_carousel_656662f511bf5_script){su_image_carousel_656662f511bf5_script.parentNode.removeChild(su_image_carousel_656662f511bf5_script);}</script>
Bilder: TVB Stubai Tirol/rs
Quellen: Tiroler Familiennamenkunde, Finsterwalder Karl, Innsbruck 1990; Zur Namenkunde, Terneller Josef, Kommissionsverl. Tyrolia 1923; Stubai – ein Talbuch, Karlheinz Töchterle, Innsbruck 1988