Am Ende der Fasnacht und dem Beginn der Fastenzeit, den 40 Tagen, die uns auf das Osterfest vorbereiten, wird es normalerweise ganz leise um die Brauchtumsgruppe Neustift. Aber was war 2021 bisher auch ganz normal?
„Laut – sprich mit viel Musik und Tanz – konnten wir heuer aufgrund der aktuellen Saison nicht sein. Jetzt wo der Fasching vorbei ist, würden wir all unsere mit viel Hingabe gestalteten Masken wieder verstauen, doch in diesem Jahr haben wir sie erst gar nicht ausgepackt. Nachdem wir keinerlei Auftritte absolvieren konnten, schauen wir mit umso größerer Vorfreude auf den Winter 2022. Am 8. Jänner 2022 findet unser 5. Maschger schaug’n im Freizeitzentrum in Neustift statt“, erklärt Walter Pfeifer.
Die Brauchtumsgruppe
Walter ist Obmann der Brauchtumsgruppe Neustift mit mehr als 50 Mitgliedern, die eigentlich zwischen dem 6. Januar, dem Dreikönigs-Tag, und dem Aschermittwoch mit kunstvoll hingeschnitzten Masken – auch Larven genannt – das Ende des Winters bei vielen Aufführungen herauf beschwören.
„Fünfzehn unserer Mitglieder sind sogar Kinder. Bei uns kann man mit jedem Alter einsteigen, die Jüngsten waren erst drei Jahre alt, als sie das erste Mal in ihre „Rolle“ schlüpften. Das zeigt, dass das „Maschger gian“ bei allen Generation beliebt ist“, zeigt sich Walter begeistert.
Welche Rollen das genau sind und wie es das Fasnachtstreiben in der „fünften Jahreszeit“ genau ins Stubai schaffte, das mit dem Krampuslauf eigentlich auf eine ganz andere lange Tradition zurückblickt, wollen wir uns in diesem Blogbeitrag näher anschauen.
Der Ursprung
Die Tiroler Fasnacht beruht auf ihrer bäuerlichen Vergangenheit, denn einst und heute beschert nur gutes Wetter eine reiche Ernte. Die traditionellen Figuren spiegeln daher die Jahreszeiten wieder und vertreiben mit exakt getakteten Schritten, Figuren und Tänzen den rauen Winter aus dem Dorf. Mitunter geht es dabei ganz ungestüm zu.
Im Stubai wird der reichen Ernte allerdings erst seit 1978 mit Spiegeltuxern, Melchern und Weißen als Symbole für Frühling und Sommer sowie Zottler, Tschaggeler, Klötzler und Hexen als Symbole für Herbst und Winter auf die ertragsreichen Sprünge geholfen.
Ein Zuagroaster (Zugezogener) brachte Mitte der siebziger Jahre dieses Brauchtum ins Stubaital. Karl Deflorian, ein leidenschaftlicher Maschgerer aus Wattens, begeisterte Nachbarn und Freunde für seine geliebte Tradition. Am Anfang waren es nur vier Hexen, die durch die Gasthäuser von Neustift zogen. Von da an wuchs die Gruppe rasch an, was 1983 zur Gründung der Brauchtumsgruppe Neustift-Milders führte. In seiner alten Form wurde der Verein 2000 aufgelöst und 2003 unter dem noch heutigen gültigen Namen Brauchtumsgruppe Neustift neu formiert.
Damals wie heute fertigen die Mitglieder der Brauchstumsgruppe Neustift in unzähligen Stunden und mühevoller Handarbeit die Hüte und Gewänder der einzelnen Figuren selbst an.
Die Figuren
Spieler: Die Ziehharmonikaspieler geben mit ihren Klängen den Takt für die gesamte Gruppe vor.
Der Schlag
Eine extra große Portion Glück, Gesundheit, Erfolg oder sogar Fruchtbarkeit gefällig? Der Schlag, mehr ein starkes Klopfen auf die Schulter, ist bei Gott nicht als Angriff oder Negatives zu verstehen. Ganz im Gegenteil, wenn die Muller und Matschger einen Schlag (gerne gepaart mit einem feurigen Schnapserl) verteilen, darf man sich über besonders im viel Glück und sogar reichen Kindersegen freuen. Die Jüngsten hingegen werden mit Gschlecke (Süßigkeiten) – 2022 dann wieder im ganz großen Brauchtumsstil – reich beschenkt.
Video: Servus TV
Fotos: Brauchtumsgruppe Neustift