Es „osterlet“ wieder im Stubai.

Allgemein | Tradition
24.03.2016
Erstellt von Kristina Erhard - Quelle: stubai.at/blog

Es gilt über 100 Helferlein über die nächsten Tage auf Trapp zu halten, denn seit Palmsonntag ist die katholische Kirche im Ausnahmezustand. Die Karwoche („Kar“ von dem althochdeutschen Wort „Kara“ – Trauer) in Fulpmes und den anderen Gemeinden des Stubais Neustift, Telfes, Mieders und Schönberg hat mit einer „stillen Woche“ jedoch nicht mehr viel zu tun: es gilt das Ostergrab aufzubauen, den Chor einzustimmen und die Ministranten einzuteilen. Ich treffe Pfarrer Josef im Widum in Fulpmes, er erzählt mir von der Karwoche. Einen Sonntag vor dem Palmsonntag werden in den Kirchen alle Kreuze verhüllt, am Palmsonntag selbst beginnt die Karwoche mit den Feierlichkeiten zum Einzug Jesus nach Jerusalem – auf einem Esel wohlgemerkt. In Fulpmes wird dieser Einzug in Form einer Prozession samt Palmlatten zelebriert – nach dem Motto je größer die Palmlatte desto feierlicher das Fest. Danach hat die Pfarrgemeinde mehr oder minder drei Tage Pause bevor am Gründonnerstag das letzte Abendmahl gefeiert wird. Wenn der Kirchenchor das Gloria anstimmt, läuten ab diesem Zeitpunkt bis zur Jesus Auferstehung am Sonntag keine Glocken. Der Volksmund sagt dazu auch, die „Glocken seien nach Rom geflogen“. Zurück zu Pfarrer Josef, der mir mit glänzenden Augen gegenübersitzt: „35 Ministranten sind voll beschäftig, jeden Tag steigen sie mit ihren Ratschen auf den Kirchturm und machen so viel Lärm wie möglich – morgens, mittags und am Abend. Dann wann halt die Glocken läuten sollten, “ grinst er verschmitzt. „Und der Chor“, schwärmt er weiter, „das ganze Jahr bereiten sie sich auf Georg Friedrich Händels Osterkonzert vor.“ Plötzlich springt Pfarrer Josef auf: „Komm, ich zeig dir unser Relief zum letzten Abendmahl, das ist 500 Jahre alt und ich halte es normalerweise unter Verschluss.“ Ich merke, der Pfarrer ist motiviert. Und das ist auch gut so, denn die Osterwoche ist – zumindest laut katholischer Kirche – wichtiger als Weihnachten, immerhin ist der Sohn Gottes auferstanden.

Pfarrer Josef zeigt mir das über fünhundert Jahre alte Relief des Widums in Fulpmes. Foto: Kristina Erhard

Pfarrer Josef zeigt mir das über fünfhundert Jahre alte Relief des Widums in Fulpmes. Foto: Kristina Erhard

Wir spazieren vom Widum einmal über die Straße in die Kirche. Pfarrer Josef will mir das Ostergrab zeigen, aber Psst… das ist eigentlich noch ein Geheimnis. Heute Abend, am Gründonnerstag wird erstmal das Allerheiligste, also die Hostien und was sonst noch so in einem Tabernakel verstaut ist, auf einen Seitenaltar verlegt und freie Sicht auf das Ostergrab gewährt. Das Ostergrab selbst wird natürlich erst in der Nacht auf den Ostersonntag voll erleuchtet – ein Megaspektakel, so ließ ich mir sagen. Mit Pauken und Trompeten, Chor und Ratschen – alles was das Dorf zu bieten hat.

Das Ostergrab in der Kirche Fulpmes - jedes Jahr ein besonderes Spektakeln. Immerhin feiert die Kirche die Auferstehen von Jesus Christus. Foto: Kristina Erhard

Das Ostergrab in der Kirche Fulpmes – jedes Jahr ein besonderes Spektakel. Immerhin feiert die Kirche die Auferstehen von Jesus Christus. Foto: Kristina Erhard

Pfarrer Josef ist quasi rund um die Uhr im Einsatz, und mit rund um die Uhr ist auch rund um die Uhr gemeint. Pfarrer Josef hält in Telfes schon um fünf in der Früh die Auferstehungsmesse. „Nur die Schützen und die Musik haben ausnahmsweise mal frei,“ erzählt er, „die werden aber bald wieder gebraucht, da ist es schon gut, dass sie sich ein wenig entspannen können“. Entspannung? Wie schaut Entspannung denn bei Pfarrer Josef aus? „Mei, ich geh gern radeln und im Winter Skifahren und Skitouren, aber nur mit Führer. Mit 65 würde ich dann schon gerne das leitende Geschäft abgeben, nur noch Messen halten und mehr radeln gehen, “ erzählt er mir. Das wiederum kann ich gut nachvollziehen, die katholische Kirche funktioniert also doch nach weltlichen Richtlinien. Der heute 57-Jährige ist seit acht Jahren in Fulpmes, geboren und aufgewachsen ist Pfarrer Josef allerdings in Silz im Tiroler Oberland, seine letzte Station war das O-Dorf in Innsbruck. Ob er hier bleiben will? Aufgeregt breitet er im Kirchenschiff die Arme aus: „Hier in Fulpmes ist die Kirche voll. Am Donnerstag pump voll, am Freitag pump voll, Samstag und Sonntag sowieso. Der Montag vielleicht nicht so…aber immer voll.“ Das ist mir wohl Antwort genug. Frohe Ostern, Stubaital.

 

Im Stubai tut sich so einiges

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